AD(H)S bei Erwachsenen

Früher galt ADHS als "Zappelphilipp"-Syndrom und es wurden vorwiegend verhaltensauffällige Buben (teilweise fehl-) diagnostiziert.

Heute wissen wir zum Glück mehr über AD(H)S, auch wenn alte Vorurteile leider noch immer in den Köpfen vieler Menschen, leider auch vieler Psychiater und Therapeuten verankert sind:

  • Etwa 5% der Bevölkerung leiden unter AD(H)S die Symptome können sich in Form von deutlicher Unaufmerksamkeit, Desorganisation, schlechtem Zeitmanagement, geringer Stresstoleranz, motorischer Hyperaktivität, anhaltender innerer Unruhe und Anspannung, schlechter Handlungsplanung, Impulsivität und starker emotionaler Reaktivität äußern.
  • Es gibt vorwiegend unaufmerksam/desorganiserte, vorwiegend hyperaktiv/impulsive und gemischte ADHS-Typen sowie unterschiedliche Schweregrade von AD(H)S. Für eine Diagnose muss zumindest ein Symptombereich in deutlich überdurchschnittlichem Ausmaß konstant in verschiedenen Lebensbereichen vorhanden sein.
  • Die Symptome zeigen sich bereits in der Kindheit, und bleiben oft bis ins Erwachsenenalter bestehen. 
  • Bei sehr angepassten, intelligenten und sozial kompetenten Kindern (oft Mädchen) oder auch leichter ausgeprägten Formen der AD(H)S können die Symptome in der Kindheit und Jugend leicht übersehen werden, da diese Kinder nicht stark verhaltensauffällig werden. 
  • AD(H)S hat eine hohe genetische Komponente und wird zu etwa 80% weitervererbt. In AD(H)S-Familien gelten die typischen Symptome oft als normal und können so auch nicht rechtzeitig erkannt werden.
  • Viele Menschen können ihre AD(H)S-Symptome recht lange und mit viel Anstrengung kompensieren, bis es zu dem Punkt kommt, an dem die Ressourcen knapp werden und sich die Symptome nicht mehr maskieren lassen. Dies wird oft als "Late Onset" bezeichnet, obwohl dieser Begriff inhaltlich nicht ganz richtig ist. Die Eigenschaften waren immer da, werden aber erst schlagend, wenn die Kraft und Ressourcen ausgehen, um diese zu kompensieren.
  • AD(H)S birgt leider ein erhöhtes Risiko, an anderen Erkrankungen, wie (Erschöpfungs-) Depressionen, Angststörungen, Zwangsstörungen, Bipolaren Störungen und Suchtverhalten zu erkranken. Lange unbehandeltes ADHS kann sich auch auf die Persönlichkeitsentwicklung auswirken.
  • Es besteht eine überdurchschnittlich häufiges gemeinsames Auftreten mit Autismusspektrumsstörungen (Asperger-Syndrom).
  • AD(H)S bring nicht nur Nachteile: Viele Betroffene können unter den richtigen Bedingungen Höchstleistungen erzielen, sind sehr begeisterungsfähig, oft kreativ, mitreissend und werden von ihrem Umfeld als unterhaltsam und humorvoll geschätzt.
  • Positive wie negative Emotionen werden oft sehr intensiv gespürt.

Psychologische Behandlung und Psychotherapie bei adultem AD(H)S

Neben einer ausführlichen ADHS-Diagnostik biete ich auch therapeutische bzw. klinisch-psychologische Begleitung von AD(H)S-Betroffenen an.

Die Ziele der therapeutischen Arbeit mit ADHS werden individuell an das Beschwerdebild, die Lebensgeschichte und die Ressourcen der Betroffenen angepasst und umfassen unter anderem:

  • Strategien zu Selbst- und Zeitmanagement.
  • Akzeptanz der individuellen AD(H)S Eigenschaften und Förderung eines möglichst guten Umgangs mit diesen.
  • Selbstwertstärkung, bewusst machen individueller Stärken und Ressourcen.
  • Spezifische Herausforderungen für Frauen mit AD(H)S und individuelle Strategien.
  • Behandlung anderer psychischer Belastungen, die mit AD(H)S einher gehen können, wie Depressionen, Angststörungen, Zwängen und Selbstzweifeln. Aufarbeitung der Auswirkungen einer (unbehandelten) ADHS auf die Persönlichkeitsentwicklung.
  • Prävention der Entwicklung komorbider psychischer Störungen.
  • Strategien zur Kommunikation der AD(H)S im sozialen und persönlichen Umfeld, Aufbau sozialer Kompetenzen.
  • Erarbeitung von günstigen Lebens- und Arbeitsumgebungen (augenzwinkernd "Artgerechte Haltung")
  • Steigerung der Impulskontrolle (Suchtverhalten, Binge-Eating, Emotionale Ausbrüche etc.).
  • Förderung der Emotionsregulation (Skillstraining), emotionales Kompetenztraining, Emotionsakzeptanz.
  • Stressmanagementstrategien.
  • Strategien für gesünderen und besseren Schlaf.
  • Beratung bezüglich Medikation, Nebenwirkungen und auf Wunsch Zusammenarbeit mit behandelnden Psychiater:innen.

Viele AD(H)S-Betroffene schätzen hier gerade das konkrete und anwendungsbezogene verhaltenstherapeutische Vorgehen sehr. Es kommen jedoch, je nach individuellem Bedarf auch schematherapeutische, dialektisch-behaviorale Interventionen und Acceptance-Commitment-Therapy (ACT) zum Einsatz.